Pioniergeist − Der Weg zum ersten Porsche

Ferry Porsche hat das visionäre Gespür seines Vaters. Er träumt viele Jahre von einem Sportwagen, der den Familiennamen tragen soll. Als die Zeit reif ist, setzt er seine Vision konsequent um.

Die Idee für einen eigenen Sportwagen trägt Ferry Porsche bereits seit den 1930er-Jahren in sich. Motorenversuche mit Roots-Kompressoren und ein Bootsmotorprojekt mit V-förmig angeordneten Ventilen im Zylinderkopf haben ihn bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Gedanken an einen eigenen Sportwagen reifen lassen. Anlässlich des Cisitalia-Projektes sieht Ferry Porsche 1946 bei einem Besuch in Turin, wie dort aus Fiat-Teilen ein Sportwagen, der Cisitalia 202 SMM Spyder, gebaut wird. Dies gibt für ihn den finalen Ausschlag, ein Sportwagenprojekt unter eigener Regie und eigenem Namen realisieren zu wollen. Trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen formuliert er im Frühjahr 1947 seine ersten Überlegungen zum Bau eines auf Teilen des Volkswagen basierenden Sportwagens. Zunächst wird er als „VW-Sport“ bezeichnet und erhält die Konstruktionsnummer 356.

Die Porsche-Techniker um Oberingenieur Karl Rabe sind fasziniert von der Idee, und so entsteht am 17. Juli 1947 die erste Konstruktionszeichnung mit der Projektnummer 356.49.001. Eine Besonderheit des ersten Prototypen ist sein Gitterrohrrahmen, der eher an einen reinrassigen Rennwagen als an ein Straßenfahrzeug erinnert. Ansonsten werden weitgehend Volkswagen-Komponenten für den leistungsgesteigerten Motor sowie Getriebe und Fahrwerk verwendet.

Neben Pioniergeist erfordert der Schritt viel unternehmerischen Mut. Das wirtschaftliche Risiko einer Sportwagenfertigung ist im Jahr 1948 nicht unerheblich. Ganz Europa befindet sich im Wiederaufbau. Die Massenmotorisierung Deutschlands hat noch nicht begonnen. Es sind vor allem preisgünstige Fahrzeuge mit hohem Nutzwert, die ihren Weg auf den Markt finden. Mit seinem neuen Sportwagentyp setzt Ferry Porsche bewusst auf ein anderes Marktsegment: das der kleinen und hoch exklusiven Fahrzeuge. Das Wagnis gelingt. Schon bald kann er feststellen, dass andere Automobilenthusiasten seinen Traum vom perfekten Sportwagen mit ihm teilen.

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