Herbert Linge – “Mr.-Do-Everything” at Porsche

Herbert Linge aus Weissach gehört zur Geschichte von Porsche, umgekehrt bestimmt Porsche das Leben von Herbert Linge. Sein erster Werksausweis ist datiert mit 7. April 1943.

Herbert Linge fährt Rennen auf vielen Rennstrecken der Welt, startet elf Mal bei den 24 Stunden von Le Mans, er wird Deutscher GT-Meister im Jahr 1963 und siegt mit Paul-Ernst Strähle 1960 mit dem Porsche 356 bei der Tour de Corse.

Aber da ist noch viel mehr: Porsche prägt sein ganzes Berufsleben. Sein Werksausweis trägt das Datum 7. April 1943. „Ich war einer der ersten Lehrlinge, die Porsche einstellte“, weiß Linge, der 1928 in Weissach geboren wurde. 1949 ist er der erste Mechaniker, den Porsche nach der Neugründung der Firma in Stuttgart beschäftigt. Weil in der jungen Firma damals jeder alles macht, was er kann, wird Linge schnell zum Versuchsfahrer. Die Rennfahrer schätzen jemanden an ihrer Seite, der schon an jeder Schraube des Wagens gedreht hat. 1952, 1953 und 1954 betreut er bei der Carrera Panamericana den in ihrer Klasse siegreichen Porsche.

Oft ist Linge als Fahrer erfolgreich. Berühmt ist sein Einsatz bei der Mille Miglia1954 wo er als Beifahrer von Hans Herrmann unter der sich schließenden Bahnschrank durchfährt und den Klassensieg holt. Gemeinsam mit dem späteren Porsche Rennleiter Peter Falk wird Linge 1965 beim allerersten Einsatz des neuen Porsche 911 Fünfter bei der Rallye Monte Carlo. 1968 Platz eins gemeinsam mit Willi Kauhsen und Dieter Glemser beim Marathon-de-la-Route über 84 Stunden auf dem Nürburgring. 90 Klassensiege und sechs internationale Rekord erringt Linge, bei 40 WM-Läufen ist er am Start.

Seinem Einsatz ist es auch zu verdanken, dass das Porsche Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach beheimatet ist. Als Ferry Porsche in den frühen 1960er Jahren dafür nach einem geeigneten Standort sucht, weist Linge ihn auf seinen Heimatort Weissach hin. 1962 wird in Weissach eine Teststrecke in Betrieb genommen und 1971 das Forschungs- und Entwicklungszentrum eröffnet.

Hierher kehrt Herbert Linge auch zurück, nachdem er sich von der aktiven Rennszene verabschiedet hat. Von 1972 bis 1987 übernimmt er die Betriebsleitung im Porsche Forschungs- und Entwicklungszentrum in Weissach.

Im Ruhestand reist er weiter zu Rennstrecken in aller Welt. Nicht mehr als Rennfahrer, sondern im Dienst der ONS-Sicherheitsstaffel. Die hatte er 1972 gegründet, ihr technischer Leiter bleibt er bis 1990. Sein Einsatz für die mobile Streckensicherung rettet bis heute Rennfahrerleben. Dafür erhält er 1982 das Bundesverdienstkreuz. Nach 1990 übernimmt er die Leitung des Porsche Carrera Cups. Mitunter fährt er noch heute historische Rallyes in Fahrzeugen des Porsche Museums. Seine Beifahrer schwärmen von der Präzision, mit der Altmeister das Fahrzeug beherrscht.

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