Herbert Müller drängt sich nicht ins Rampenlicht und wird deshalb gern unterschätzt. Zwei Siege bei der Targa Florio und zwei zweite Plätze in Le Mans beweisen das Gegenteil.
In der Rennsportszene wird Müller gern liebevoll als „Stumpen-Herbie“ bezeichnet. Hintergrund: Freunde und Kollegen unterstellen, dass der Eidgenosse die Zigarre nur beim Fahren im Rennauto aus dem Mund nimmt. Auch charakteristisch für Müller: Der Bürstenschnitt der rötlichen Haare. Nach 1972 versucht er mit einem Vollbart die Narben zu vertuschen, die er sich bei einem Feuerunfall auf dem Nürburgring 1972 zuzieht. Der Familienvater und passionierte Klavierspieler ist kein Vollprofi-Rennfahrer, sondern führt einen Metallveredelungsbetrieb und eine Autowerkstatt in Reinach in der Schweiz. Dort ist seit 2011 ein Platz nach Herbert Müller benannt.
1961 beginnt der Schweizer mit Starts bei Autorennen, ist auf der Rundstrecke und am Berg erfolgreich. Herausragend sind seine ersten Plätze bei der Targa Florio 1966 mit Willy Mairesse auf einem privaten Porsche 906 sowie 1973 mit Gijs van Lennep mit dem Werks-911 Carrera RSR. Mit einem Porsche 917 und Richard Attwood als Partner wird er 1971 Zweiter in Le Mans, 1974 wieder Zweiter mit van Lennep im Porsche 911 Carrera RSR Turbo. Mit seinem privaten Rennstall „Herbert Müller Racing“ gewinnt er zwischen 1974 und 1976 dreimal die Interserie, zweimal auf Porsche 917/30. In manchen Jahren startet er bei bis zu 20 Rennen im Jahr in Europa und den USA. Oft setzt Müller auch eigene Ferrari 512M ein.
Nach 1977 sitzt Herbert Müller nicht mehr so häufig im Renn-Cockpit. Zuletzt startet er beim 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring 1980. Ein Jahr später beim 1.000-Kilometer-Rennen springt Müller für den verhinderten Rolf Stommelen ein und teilt sich einen Porsche 908/03 mit Siegfried Brunn. Vor dem Start erklärt er der Presse, dass er seine Karriere mit diesem Rennen beendet. In der 13. Rennrunde kommt Müller von der Strecke ab und trifft auf einen vor den Leitplanken abgestellten Porsche 935. Müller stirbt, bevor beide Fahrzeuge in Flammen aufgehen.