Jürgen Barth ist einer der vielseitigsten Männer im deutschen Motorsport. Mit dem Werks-Porsche 936 siegt er 1977 in Le Mans.
Jürgen Barth ist für Porsche als Rennfahrer im Einsatz, als Leiter des Kundensports, als Rallye-Fahrer, als Mechaniker, als Vertreter bei der FISA in Paris, als TV-Kommentator in Deutsch, Englisch und Französisch. Außerdem verfasst er sehr detailreiche Bücher über Porsche-Rennsportwagen und organisiert Rennserien vornehmlich für GT-Fahrzeuge. Die Liste der Aufgaben und Tätigkeiten ließe sich problemlos fortsetzen. Über seine Vielseitigkeit kann Barth noch Jahrzehnte später lachen und erzählt aus dem Jahr 1977: „Damals habe ich im Juni das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen. Und kurze Zeit später bin ich der Mechaniker von Sobiesław Zasada bei dem London-Sydney-Marathon. Als Le Mans-Sieger!“ Bei Porsche-Einsätzen auf der East African Safari 1974 ist er nicht nur eng in die Vorbereitung eingebunden, sondern auch zur Stelle als an den 911 die Hinterachsschwingen brechen. Weil die Wagenheber im Schlamm versinken, wird das Auto von den Mechanikern hochgehalten, während Jürgen Barth im Dreck liegt und das „Banane“ getaufte Teil austauscht.
Jürgen Barth absolviert bei Porsche eine Lehre als Mechaniker und Industriekaufmann. Sein erstes Rennen fährt er 1969, vier Jahre nachdem sein Vater, der Berg-Europameister Edgar Barth, an Krebs gestorben ist. Schon 1971 startet er in Le Mans, wird Achter mit einem 911 S. 1977 hat er mit Jacky Ickx und Hurley Haywood den Werks 936 klar in Führung gebracht, als ein Zylinder ausfällt. Barth ist es, der den schwer angeschlagenen „Fünfzylinder“-Porsche nach genauen Vorgaben des leitenden Ingenieurs Peter Falk als Sieger über die Ziellinie fährt. 1980 gewinnt er mit Rolf Stommelen auf einem 908/03 das 1.000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring. Bei der Rallye Monte Carlo 1981 belegen Barth und sein langjähriger beruflicher Weggefährte und Freund Roland Kussmaul den elften Rang. In Weissach dreht Barth mit dem später so erfolgreichen Porsche 956 die allerersten Runden. 1982 in Le Mans wird er mit dem 956 Dritter und ist schneller als die Sieger von 1983, Hurley Haywood und Al Holbart. Ein Satz von ihm gilt auch noch Jahrzehnte später: „Ich habe den Helm noch nicht an den Nagel gehängt!“ Noch heute springt er gern ein, wenn ein privates Porsche-Team einen Fahrer sucht.