Europa-Bergmeisterschaft 1964 – Sieg mit der „Großmutter“

Ein guter Fahrer und ein bewährtes Auto. Mit dem 718 W-RS Spyder wird Edgar Barth 1967 überlegen Berg-Europameister.

Seit 1957 wird die Berg-Europameisterschaft ausgetragen. Gefahren wird in Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Österreich, Italien und Spanien. Die sehr kurvenreichen Strecken haben eine Länge von acht bis zwölf Kilometern, eine Ausnahme bildet der Weg hinauf zum Mont Ventoux mit einer Länge von 21,6 Kilometern. In der Saison 1964 sind zwischen Anfang Juni und Ende August sieben Bergrennen angesetzt, zwei in Deutschland, zwei in Italien und jeweils eines in Frankreich, Österreich und der Schweiz.

Für den amtierenden Berg-Europameister Edgar Barth setzt Porsche beim ersten Bergrennen am Roßfeld bei Berchtesgaden einen Elva-Porsche ein. Das britische Unternehmen Elva Engineering Co. und Elva Cars Limited stellt zwischen 1955 und 1968 Sportwagen her. Als Porsche-Importeur Max Hoffmann nach einem kleinen, leichten Rennsportwagen sucht, wird er bei Elva fündig und so der Elva-Porsche geboren. Um die 15 Elva-Chassis erhalten einen Carrera-Motor und werden für 10.000 Dollar in den USA verkauft. Für die Europa-Bergmeisterschaft 1964 wird in den Elva Mark VII ein 8-Zylinder Boxer-Motor eingebaut. Er hat 2,2 Liter Hubraum und leistet 162 kW (220 PS). Das Auto wiegt 520 Kilogramm, ist somit 130 Kilogramm leichter als er 718 W-RS Spyder. Am Roßfeld schlägt Barth den Porsche von Herbert Müller knapp. Doch er äußert sich kritisch über das Fahrverhalten des wenig verwindungssteifen Elva-Chassis.

Für die restlichen Läufe der Europa-Bergmeisterschaft greift Barth wieder auf den 718 zurück. Es folgen Siege am Mont Ventoux, Gaisberg, Trento-Bondone, Cesana-Sestrière und am Schauinsland. Beim Finale in Sierre-Montana-Crans verhindert eine defekte Benzinpumpe den siebten Sieg. Edgar Barth wird dennoch überlegen Europa-Bergmeister vor dem Porsche von Herbert Müller. Der 1961 gebaute 718 W-RS Spyder ist ein Einzelstück. Der Rennwagen bestreitet − erst mit dem Carrera-Motor mit vier Zylindern, später mit dem Achtzylinder Boxer − die Targa Florio, das 1.000-Kilometer-Rennen am Nürburgring, die 24 Stunden von Le Mans und zahlreiche Rennen in den USA. Barth wird mit dem Porsche 1963 und 1964 Europa-Bergmeister. Wegen seiner für einen Rennwagen ungewöhnlichen langen Einsatzzeit wird dieser Porsche von den Mechanikern „Großmutter“ getauft.

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