Nach vier Jahren und drei Gesamtsiegen verabschiedet sich der Porsche 919 Hybrid aus Le Mans. Doch lange Zeit sieht es bei der 85. Ausgabe des Langstreckenklassikers nicht nach einem Erfolg aus.
Gemischte Gefühle bei Porsche beim Zieleinlauf der 24 Stunden von Le Mans 2017. Da ist zum einen die überschäumende Freude, den längst verloren geglaubten Sieg doch noch erreicht zu haben. Zum anderen ist den Verantwortlichen bereits klar, dass Porsche sein LMP1-Programm nach der Saison 2017 beendet. „Bei der Überfahrt unseres 919 über die Ziellinie war da einerseits Wehmut und andererseits eine enorme Erleichterung darüber, dass das Projekt so erfolgreich war“, sagt der Leiter LMP1 Fritz Enzinger.
Noch einmal Porsche gegen Toyota, wie schon in den Jahren zuvor. Die Japaner treten mit drei Hybrid-Prototypen an. Porsche setzt nach zwei Le Mans-Siegen 2015 und 2016 auf die Mannschaften Neel Jani, André Lotterer und Nick Tandy mit Startnummer 1 sowie Timo Bernhard, Brendon Hartley und Earl Bamber mit Startnummer 2. Jedes der fünf favorisierten Fahrerteams wird während des Rennens von technischen Problemen überrascht, nur zwei erreichen überhaupt das Ziel. Der Porsche mit der Startnummer zwei steht nach dreieinhalb der 24 Stunden lange Zeit an der Box. Die E-Maschine des Hybridantriebs ist defekt. 65 Minuten dauert der Austausch. Die klar führende Startnummer 1 fällt am Sonntagmorgen gegen elf Uhr wegen eines starken Öldruckabfalls aus. Bei Toyota ist nur noch ein Wagen im Rennen, mit großem Rückstand.
Nach den technischen Problemen der fünf Favoriten rückt der Sieg eines Rennwagens aus der langsameren LMP2-Kategorie in greifbare Nähe. Doch die letzten Stunden der 85. Ausgabe von Le Mans sind geprägt von einer sensationellen Aufholjagd von Bernhard, Hartley und Bamber. Die Porsche-Strategen an den Boxen bleiben trotz des großen Rückstands zuversichtlich. Der 919 Hybrid ist deutlich schneller als der Gegner an der Spitze, der zudem häufiger nachtanken muss. Die Berechnungen gehen auf. Eine Stunde vor Rennende übernimmt Timo Bernard mit seinem Porsche die Führung und gibt sie nicht mehr ab. „Das Rennen war eine Achterbahnfahrt“, sagt Brendon Hartley nach seinem ersten Le-Mans-Sieg, „hier mit Earl Bamber zu gewinnen, ist unglaublich. Wir kennen uns, seit wir als kleine Jungs gegeneinander mit dem Kart gefahren sind. Und jetzt gewinnen wir beiden Kiwis hier in Le Mans!"