Mit dem 550 Spyder schreiben Hans Herrmann und Herbert Linge beim 1.000-Meilen-Rennen in Italien ein einmaliges Kapitel Motorsportgeschichte.
Mille Miglia 1954. Hans Herrmann und Herbert Linge erreichen im Porsche 550 Spyder einen bemerkenswerten sechsten Gesamtrang und feiern einen Sieg in der Klasse bis 1.500 ccm. Doch bereits kurz nach dem Zieleinlauf am 2. Mai 1954 gerät das respektable Ergebnis fast zur Nebensache.
Denn während ihrer 1.000-Meilen-Runde von Brescia nach Rom und wieder zurück rasen die beiden Schwaben kurz nach Pescara, dem zweiten Kontrollpunkt, auf einen Bahnübergang zu. Als der Eilzug nach Rom heranbraust, schließen sich die Schranken im letzten Moment. „Ich war mit dem Streckenplan beschäftigt, als mir Hans auf den Helm schlug. Da wusste ich, was los war und drückte mich in den Sitz“, erinnert sich Herbert Linge.
Dass der gebürtige Weissacher während des Trainings jeden einzelnen Bahnübergang auf der Strecke minutiös notiert hat, hilft in diesem Moment nur wenig. „Eigentlich habe ich nur zusätzlich notiert, an welcher Stelle das Auto Schaden nehmen könnte und wo Zeit zu gewinnen ist“, sagt Linge später. Dass er mit seiner akribischen Form der Aufzeichnung das Roadbook perfektioniert und später als dessen Wegbereiter gilt, weiß er in diesem Moment noch nicht. Als die Mercedes-Werksfahrer Denis Jenkinson und Stirling Moss seine Aufzeichnungsweise übernehmen und im Jahr darauf die Mille Miglia gewinnen, darf das für Linge aber als die denkbar größte Anerkennung gelten.
So schießt der Spyder mit der Startnummer 351 schließlich geradewegs unter den rot-weißen Bahnschranken hindurch – und die beiden setzen ihre Fahrt mit nahezu unverminderter Geschwindigkeit fort. Herbert Linge kommentiert es später in unaufgeregten Worten: „Bei Tempo 160 hätte es auch mit den Porsche-Bremsen nicht mehr zum Halten gereicht. Und der Spyder mit der kleine Scheiben war ja flach genug.“