Herbert Linge – Der Servicemann für ganz Amerika

Im Jahr 1952 beginnt der Weissacher Herbert Linge mit dem Aufbau eines Servicenetzes in den USA. Zunächst ist er allein für alle Porsche in den Vereinigten Staaten zuständig.

Wenn Herbert Linge in den USA zum Service an einem Porsche 356 gerufen wird, legt er von seinem New Yorker Quartier des Importeurs Max Hoffmann mitunter weite Strecken zurück. Nur für den Kundendienst an der Westküste sind Flüge gestattet. Alle Arbeiten entlang der Ostküste erfolgen aus Kostengründen mit dem Auto. Zum Beispiel, wenn in Miami ein Vergaser falsch eingestellt ist. „In Florida ist man ja gleich. Drei Tage und zwei Nächte Autofahrt genügen“, schaut Linge zurück. Dazu benötigt er natürlich einen amerikanischen Führerschein, was eine praktische Fahrprüfung samt einer Wende auf dem Boulevard voraussetzt. Doch statt vorschriftsmäßig vor- und zurückzustoßen, erledigt Linge die Aufgabe per Schleuderwende. „You can go home“, bellt ihn der Prüfer an, „so könnt ihr verrückten Europäer bei der Mille Miglia fahren.“ Hier hat der Prüfer der Rennsportgeschichte vorgegriffen: 1954 wird Linge mit Hans Herrmann Sechster bei der Mille Miglia und ist bis 1969 als Rennfahrer auf allen internationalen Rennstrecken unterwegs. Seinen US-Führerschein erhält er im zweiten Anlauf dann doch noch. Zu tun gibt‘s jenseits des Atlantiks viel. „Die Amerikaner waren großvolumige Motoren und Automatikgetriebe gewohnt“, merkt Linge an, „und damit schalteten sie entweder zu früh oder vergaßen das Kuppeln. Etwas Gefühl für unsere im Vergleich zu den Amis sensibleren Wagen musste man den Fahrern beibringen.“

Herbert Linge kennt sich aus bei Porsche. 1943 beginnt er seine Lehre in Zuffenhausen. Er schraubt an den Porsche-Modellen, fährt Tests und wird bei der Carrera Panamericana als bester Rennmechaniker ausgezeichnet. In den USA erhält er nach einiger Zeit Unterstützung durch Rolf Wütherich. Der übernimmt die Westküste und kümmert sich dort auch um den 550 Spyder von James Dean. Bei dem tödlichen Unfall des Schauspielers 1955 sitzt Wütherich mit im Auto und wird schwer verletzt.

Herbert Linge, der später manchen Mechaniker in den USA für Porsche schult, hat alle Einsätze feinsäuberlich notiert. Daraus geht zum Beispiel hervor, wo er am 18. November 1952 im Einsatz war: Linge blättert dazu in einem kleinen Notizbüchlein, bevor er sagt: „Ha no, da habe ich in Tuxtla, Mexiko, an einem gelben Porsche 356 die Ventile eingestellt.“

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