Anfang der 1990er Jahre sinkt der Absatz rapide. Porsche droht zum Übernahme-Kandidaten zu werden. Der Turnaround gelingt dank Wendelin Wiedeking.
Unternehmenserfolge sind keine Selbstverständlichkeit. Das bekommt die Porsche AG Anfang der 1990er Jahre bitter zu spüren. Die Verkaufszahlen sinken von über 50.000 Fahrzeugen im Boomjahr 1986 auf 11.500 Einheiten im Modelljahr 1993. Laut Angaben des damaligen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking schreibt das Unternehmen Verluste in dreistelliger Millionenhöhe.
Um die Kosten wieder in den Griff zu bekommen, leitet Wiedeking bereits 1991, damals noch Vorstand für Produktion und Materialwirtschaft, eine wirtschaftliche Trendwende ein, die das gesamte Unternehmen revolutioniert. Unter dem Stichwort „Lean Production“ trimmt er zunächst die Fahrzeug-Produktion auf eine wettbewerbsfähige Kosteneffizienz. Durch Beratung japanischer Automobilproduktion-Experten lässt er die riesigen Lagerbestände abbauen und die Suche nach Teilen einstellen. Vom Wareneingang bis zur Montage sollen die Teile quasi fließen, ohne Verzögerung und ohne Ausschuss – sozusagen „just in time“. Gleichzeitig führt Wiedeking auch das Null-Fehler-Prinzip ein: „Einen Fehler am Band zu erkennen und zu beheben kostet vielleicht zehn Euro, am Ende der Fertigung würde es schon 100 Euro kosten und später beim Kunden wahrscheinlich 1.000 Euro.“ Neben einem neuen Vorschlagswesen entwickelt er nach dem Kaizen-Prinzip auch den Porsche-Verbesserungs-Prozess. Im Rahmen dieses sogenannten PVP werden mit jedem Team und jedem Costcenter messbare monatliche und jährliche Ziele vereinbart.
Aber Wiedeking krempelt nicht nur die Produktion um, sondern auch die Entwicklung, den Vertrieb und die Verwaltung. Aus sechs Management-Ebenen macht er vier und gibt ihnen eine völlig neue Struktur. Die Zahl der Manager wird um 38 Prozent reduziert. Ein weiterer wichtiger Baustein zur Rückkehr in die Wettbewerbsfähigkeit ist die Einführung der Gleichbauteile-Strategie. Wenn im 911 und Boxster zu 40 Prozent Gleichbauteile verbaut werden, reduziert das deutlich die Produktionskosten.
Nach Markteinführung des Boxster im Jahr 1996 ist der Turnaround geschafft. In den nächsten Jahren entwickelt sich Porsche zum profitabelsten Automobilhersteller der Welt.