356 „Nr. 1“ Roadster

Der 356 „Nr. 1“ Roadster hat eine bewegte Vergangenheit. Der erste jemals gebaute Porsche wechselt in seinen ersten zehn Jahren nicht nur mehrfach den Besitzer. Das Einzelstück wird auch ramponiert, repariert und umgebaut.

Ferry Porsches Traum vom eigenen Sportwagen nimmt im Sommer 1947 unter der Projektnummer 356.49.001 Anlauf in die Realität. Die Maßzeichnung vom 6. Januar 1948 zeigt einen zweisitzigen Roadster mit Gitterrohrrahmen und Mittelmotor – ein Grundkonzept aus dem Rennwagenbau. Von der Karosserie abgesehen sind weitgehend Volkswagen-Komponenten für Motor, Getriebe und Fahrwerk vorgesehen, die Porsche-typisch modifiziert werden. Bereits bis Februar 1948 ist ein fahrbereites Fahrgestell fertiggestellt, für das wenig später ein schnittiger Roadster-Aufbau aus Aluminium angefertigt wird.

Am 8. Juni 1948 erhält der Prototyp mit der Fahrgestellnummer 356-001 die allgemeine Betriebserlaubnis der Kärntner Landesregierung. Dieses Datum gilt seitdem als die Geburtsstunde der Marke Porsche: Zum ersten Mal trägt eine Entwicklung des renommierten Konstruktionsbüros auch den Familiennamen. Die Leistungsdaten lassen die Sportwagenenthusiasten bald aufhorchen: Der aus einem Volkswagen stammende Vierzylinder-Boxermotor wird von 18 kW (24,5 PS) auf 26 kW (35 PS) gesteigert, denen 585 Kilogramm Leergewicht gegenüberstehen. Der Roadster erreicht damit spielend die Fahrleistungen weitaus stärkerer Konkurrenten.

Da das junge Unternehmen Geld benötigt, um weitere Fahrzeuge bauen zu können, verkauft Porsche den Prototyp noch am Tag der Zulassung für 7.000 Schweizer Franken an den Unternehmer Rupprecht von Senger. Der Prototyp wechselt danach mehrfach den Besitzer. Nach einem Auffahrunfall wird der Porsche 356 „Nr.1“ Roadster repariert. Auf Wunsch des Eigentümers werden dabei Front- und Heckpartie der Serienversion des Porsche 356 angeglichen. Unter anderem entsteht dabei ein flacherer Bug und eine zwei- statt einteilige Heckabdeckung. 1952 erhält der Prototyp außerdem einen 1,5-Liter-Motor sowie hydraulische Bremsen. 1958 tauscht Richard von Frankenberg, Rennfahrer und Chefredakteur des „Christophorus“, den 356 „Nr.1“ Roadster gegen einen 356 Speedster ein.

Seither ist Porsche eines der ganz wenigen Automobilunternehmen weltweit, das noch über das erste jemals gebaute Fahrzeug der Marke verfügt. Als Original mit gelebter Geschichte wird der 356 „Nr.1“ Roadster nicht in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt, sondern aus Respekt vor seiner Geschichte in seinem heutigen Zustand einschließlich aller Umbauten und Veränderungen belassen.

Der erste jemals gebaute Porsche ist nach wie vor voll funktionsfähig. Im Jubiläumsjahr 2018 wird er im Rahmen einer Welttour nicht nur bei verschiedenen Events zu Gast sein, sondern auch bei historischen Rennen wie etwa dem Goodwood Festival of Speed oder der Porsche Rennsport Reunion an den Start gehen.

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