Der 356 „Nr.1“ Roadster erhält am 8. Juni 1948 seine Betriebserlaubnis – und wird im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert. Mit einem Showcar lässt Porsche die ursprüngliche Formgebung des ersten Sportwagens der Marke wieder aufleben.
Der Lebenslauf des 356 „Nr.1“ Roadster ist lebendige Geschichte. Als das Original 1958 zu Porsche zurückkommt, hat der Roadster bereits einige Veränderungen hinter sich. Er wird im Laufe der zehn Jahre, in denen er mehrfach den Besitzer wechselt, nicht nur technisch durch einen stärkeren Motor und bessere Bremsen aufgerüstet. Vor allem bekommt seine Karosserie im Rahmen einer Unfallreparatur modernere Anleihen, die den späteren 356-Serienfahrzeugen angeglichen ist. Um die Geschichte des ersten Porsche Sportwagens einerseits zu bewahren und andererseits an die ursprüngliche Form des Roadsters zu erinnern, baute das Porsche Museum ein Showcar in der Karosserieform von 1948.
Die Experten des Porsche Museums verglichen zunächst anhand digitalisierter Messdaten die einstigen Konstruktionszeichnungen und den Original-Roadster in seinem heutigen Zustand mit millimetergenauer Präzision. Alle verfügbaren Fotografien und Beschreibungen aus dem Bestand des Historischen Archivs aus der Entstehungszeit des 356 „Nr.1“ Roadster wurden ausgewertet. Auf dieser Datenbasis entstand ein Modell, das die signifikanten Unterschiede offenbarte. So reichte der ursprünglich einteilige und hinten angeschlagene Heckdeckel vom Passagierraum bis knapp über die hintere Stoßstange.
Bei der Unfallreparatur des Original-Fahrzeugs wurde er später durch eine zweiteilige Konstruktion mit einem Querblech über dem Motor und einer kürzeren Haube über dem hinteren Stauraum ersetzt. Zudem lief die ursprüngliche Karosserie nach hinten schmaler aus. Auch die Front wies 1948 eine deutlich spitzere Pfeilung mit einer ausgeprägten Bugspitze auf.
Mit computergefrästen Holzmodellen als Lehren entstand der Nachbau der ursprünglichen 356 „Nr.1“ Roadster-Karosserie wie vor 70 Jahren in Handarbeit aus Aluminiumblechen. Die Bleche wurden wie 1948 mit Handwerkzeug gebogen, gezogen und getrieben. Getreu der Maxime des Porsche Museums, nach der jede Restaurierung, jeder Nachbau so authentisch wie möglich sein muss. Diese Originalität geht bis in die Zusammensetzung der Lackierung: Um den exakt gleichen Farbton zu treffen, wurden an dem früher mehrfach überlackierten Original-Sportwagen, der im Porsche Museum steht, Schichtproben genommen und analysiert. Zeitgenössische Armaturen mit exakt an das Original angepasste Zifferblättern flankieren die Lenksäule, selbst die Knüpfung der Teppiche entspricht der von vor 70 Jahren.
Das Showcar hat für Porsche nicht nur eine zeitgeschichtliche, sondern auch eine hohe symbolische Bedeutung: Auf seine Form, seine fahrdynamische Auslegung und sein Leichtbaukonzept geht der Markenkern aller Porsche-Sportwagen zurück. Der Nachbau wird von März bis Mai 2018 in einer Sonderausstellung im Porsche Drive in Berlin zu sehen sein und anschließend auf Weltreise gehen. Als Stationen sind neben dem Porsche Museum in Zuffenhausen Veranstaltungen und Events unter anderem in Südafrika und China geplant.