André Lotterer
LMP1
Geschwindigkeitsunterschiede sind in der WEC ein Dauerthema, weil der Speed der ultraschnellen Prototypen so viel höher ist als jener der GT-Fahrzeuge. André Lotterer überrascht auf seine Art mit unterschiedlichen Tempozonen: Im Rennwagen ist der Name des dreimaligen Le-Mans-Siegers und Weltmeisters von 2012 ein Synonym für Höchstgeschwindigkeit mit entsprechendem Überholprestige. Außerhalb des Cockpits indes streift er jede Hast ab. Er spricht sonor und bedächtig, Stress und Hektik scheinen sich nicht in seine Nähe zu wagen.
2009 fuhr er erstmals einen Audi (Kolles) in Le Mans. Rasch etablierte er sich mit der Ingolstädter Marke im Langstreckensport. Parallel setzte er seine Formelkarriere in Japan fort. 2014 unternahm er einen kurzen Ausflug in die Formel 1. 2017 startet Lotterer erstmals für Porsche. „Die sportlichste Marke und in Le Mans von Mythos umweht“, fällt ihm als erstes zum neuen Arbeitgeber ein. „Wenn kleine Kinder einen Sportwagen zeichnen, dann ist das in der Regel ein Porsche 911. Bei mir war das nicht anders.“ In seinem Fall zusätzlich durch die häuslichen Umstände gefördert: Die Familie Lotterer zog nach Belgien, als sich für den Vater die Möglichkeit ergab, als Technischer Direktor ein Rennteam aufzubauen. Er setzte verschiedene Porsche ein. In Nivelles, südlich von Brüssel, fühlt sich André Lotterer auch heute noch zuhause. Dort lebt seine Mutter, und dort ist auch seine Autosammlung untergebracht. Gepflegt in einem Industriegebiet, das auf dem Areal einer ehemaligen Formel-1-Rennstrecke entstand. Vier Porsche gehören zum Sortiment: ein Carrera GT, zwei 2.7 RS von 1973 und ein 964 3.8 RS.
In Deutschland ist Renningen sein Anlaufpunkt, einen Katzensprung von Weissach entfernt gelegen und die Heimat der mütterlichen Verwandtschaft. „Als Teenager durfte ich in Weissach mal in einem der ersten Porsche GT1 sitzen, während mein Vater einen Termin bei Norbert Singer hatte“, erinnert er sich. Heimat gibt es für André Lotterer nur im Plural: Zusätzlich zu den familiären Stationen und seinen Test- und Renneinsätzen ist er Pendler zwischen seinen Wohnsitzen in Monaco und Tokio. Nach einem Jahr als Formel-1-Testfahrer (2002) wurde Japan sein Lebensmittelpunkt. Er fuhr parallel Formel Nippon und Super GT. In Europa tauchte er erst 2009 mit Audi wieder auf.
Als seinen größten Erfolg empfindet er den Le-Mans-Sieg von 2011: „Zum einen, weil es der erste war – Du weißt nie, ob es noch einmal gelingt. Und dann, weil er unter so besonderen Umständen zustande kam: Wir haben uns mehr als 40 Mal in der Führung abgewechselt. Beim letzten Boxenstopp kamen der Peugeot und ich gleichzeitig rein. Danach hatte ich sechs Sekunden Vorsprung, letztlich haben meine Teamkollegen und ich mit 13 Sekunden Abstand gewonnen. Ich war für fünf Stints im Auto, fast vier Stunden. Es war ein Hammerrennen. Allan McNish und Mike Rockenfeller waren in den beiden Schwesterautos verunfallt. Die Nacht war schlimm, wir hatten große Sorge, die Garagentore waren heruntergelassen. Marcel Fässler, Benoît Tréluyer und ich waren ganz alleine gegen die Peugeot unterwegs und der einzige Audi, der durchkam. Diesen Sieg werde ich niemals vergessen.“
Persönliches
Geburtsdatum: 19. November 1981
Geburtsort: Duisburg (DE)
Nationalität: Deutscher
Wohnort: Tokio (JP)
Familienstand: ledig
Größe/Gewicht: 1,84 m/74 kg
Hobbys: Leichte Rennräder fahren und bauen, Fotografie, Foodie, klassische Autos sammeln und bewegen, Pampa-Trips im Buggy
Twitter: @Andre_Lotterer
Le-Mans-Start: 8 (3 Gesamtsiege)
André Lotter startet für Porsche mit dem Porsche 919 Hybrid in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC einschließlich der 24 Stunden von Le Mans.
Karriere
2017 | Porsche-Werksfahrer WEC, LMP1 |
2016 |
5. Platz WEC (Audi), |
2015 |
2. Platz WEC (Audi), |
2014 |
2. Platz WEC (Audi), |
2013 |
2. Platz WEC (Audi), |
2012 |
Fahrerweltmeister WEC (Audi), |
2011 |
Sieg 24 Stunden von Le Mans (Audi); |
2010 |
2. Platz 24 Stunden von Le Mans (Audi); |
2009 |
3. Platz Formel Nippon; |
2008 |
3. Platz Formel Nippon; |
2007 |
4. Platz Formel Nippon; |
2006 |
3. Platz Formel Nippon; |
2005 |
4. Platz Formel Nippon; |
2004 |
2. Platz Formel Nippon; |
2003 |
4. Platz Formel Nippon (Rookie of the Year); |
2002 |
Formel-1-Testfahrer (Jaguar); 3. Platz 24 Stunden Spa; |
2001 | 7. Platz britische Formel 3, 2. Platz Formel-3-Masters Zandvoort |
2000 | 4. Platz deutsche Formel 3 |
1999 | 1. Platz Formel BMW ADAC; 5. Platz Formel-Renault-Eurocup |
1998 | 1. Platz Formel BMW ADAC Junior Cup |
1989-97 | Kartsport, 1. Platz Junior-Kart-Weltmeisterschaft 1995 |