So funktioniert die WEC

Porsche LMP Team

  • Die FIA World Endurance Championship (WEC) ist nach der Formel 1 die ranghöchste Rundstrecken-Weltmeisterschaft im Automobilsport.
  • In der WEC treten verschiedene Klassen in gemeinsamen Langstreckenrennen an. Die Klassen sind: LMP1-H (für Hybrid), LMP1, LMP2, LMGTE Pro und LMGTE Am (Pro und Am unterscheiden Profi- und Amateur-Teams in der GT-Klasse).
  • Generell gilt: Die Fahrzeuge der LMP-Klassen sind Prototypen ohne Vorbild aus dem Serienbau. Ihr Aufbau orientiert sich allein am technischen Reglement. Chancen auf Gesamtsiege haben unter normalen Umständen nur die LMP1-Fahrzeuge (Klasse 1 Le-Mans-Prototypen). In der Kategorie LMP1 ist Hybridisierung für Werksautos Pflicht. 2017 sind hier die Porsche 919 Hybrid und die LMP1-H von Toyota am Start. Die Fahrzeuge der GT-Klassen müssen dagegen auf einem straßenzugelassenen Serienauto basieren, wenngleich das Reglement umfangreiche Änderungen erlaubt.
  • In der LMP1-Klasse wird um die offiziellen Titel des Hersteller-Langstreckenweltmeisters und des Fahrer-Langstreckenweltmeisters gefahren. Den Fahrertitel teilen sich jene Piloten, die ihn gemeinsam auf einem Auto errungen haben. Neu ist in der Saison 2017, dass auch in der GTE-Klasse Weltmeistertitel für Hersteller und Fahrer ausgeschrieben sind.
  • Das Punktesystem ist grundsätzlich das gleiche wie in der Formel 1 und berücksichtigt die ersten Zehn: 25-18-15-12-10-8-6-4-2-1.
    Einen halben Zähler bekommt, wer das Ziel außerhalb der Top Ten erreicht.
    In Le Mans gibt es die doppelte Punktzahl, und bei allen Läufen wird die Poleposition mit einem Extra-Punkt belohnt.
  • In Le Mans wird 24 Stunden lang gefahren, die übrigen acht WM-Läufe dauern jeweils sechs Stunden. Es wird mehrfach bei Dunkelheit gefahren.
  • Das gemeinsame Qualifying für LMP1- und LMP2-Fahrzeuge dauert nur 20 Minuten. Es kommen stets zwei Fahrer zum Einsatz, ihre jeweils besten Rundenzeiten werden addiert und anschließend halbiert.
  • Für die Rennen schreibt das Reglement eine minimale und eine maximale Fahrzeit pro Fahrer vor. Bei Sechsstundenrennen sind es mindestens 40 Minuten und höchstens viereinhalb Stunden. In Le Mans muss jeder Pilot mindestens sechs Stunden ans Steuer, darf aber nicht mehr als vier Stunden innerhalb von sechs Stunden fahren und über die Gesamtdistanz höchstens 14 Stunden im Einsatz sein. Bei Außentemperaturen ab 32 Grad Celsius darf ein Fahrer nicht länger als 80 Minuten am Stück fahren, sofern das Auto keine Klimaanlage besitzt. Die Ruhezeit zwischen zwei Hitze-Einsätzen muss dann mindestens 30 Minuten betragen.
  • Boxenstopps sind eine kompliziert geregelte Prozedur. Anders als etwa in der Formel 1 ist der Einsatz von Personal und Equipment streng limitiert. Unter anderem besagen die Regularien, dass der Motor beim Boxenstopp abzustellen ist, dass nur zwei Mann betanken dürfen, dass das Auto dabei auf den Rädern stehen muss, dass erst nach dem Tanken Räder gewechselt werden dürfen und dass dafür nie mehr als vier Mechaniker und ein Schlagschrauber gleichzeitig am Auto sein dürfen.
  • In der Boxengasse darf sich nur ein begrenzter Personenkreis zu definierten Zwecken aufhalten. Flammabweisender Overall und Helm sind Pflicht, dies gilt auch für Fotografen und Kameracrews.
  • Im Falle eines Unfalls oder sonstiger Störungen auf der Strecke während des Rennens gibt es in der WEC so genannte “Full Course Yellow”-Phasen – eine Alternative zum Einsatz des Safety Cars. Beim Kommando Full Course Yellow müssen alle Fahrer ihr Tempo auf 80 km/h drosseln und jeweils den Abstand zum Vordermann halten. Boxenstopps sind erlaubt. Der Rennbetrieb kann auch nur in einzelnen Streckenabschnitten neutralisiert werden. Dann gelten 80 km/h in so genannten “Slow Zones”. Muss das Safety-Car dennoch ausrücken, wird die Boxengasse für drei Runden geschlossen. Während dieser Zeit darf die Box nur im Notfall angefahren werden – etwa um für fünf Sekunden zu tanken oder einen beschädigten Reifen zu wechseln.
  • Während die Anzahl der Regenreifen für die LMP1 unlimitiert sind, steht nur eine beschränkte Anzahl Slicks zur Verfügung. Bei Sechsstundenrennen sind dies drei Sätze (12 Reifen) für die freien Trainings und vier Sätze (16 Reifen) für Qualifying und Rennen. Das sind insgesamt drei Sätze weniger als 2016. Unverändert stehen zusätzlich zwei einzelne Reifen zur Verfügung, die etwa im Schadensfall zum Einsatz kommen.
  • Im Sinne der Kostenkontrolle dürfen in der LMP1-H-Klasse nicht mehr als fünf neue Motoren je Fahrzeug pro Saison (inklusive Le Mans) verwendet werden. Es müssen Motoren desselben Typs sein. Diese Regelung unterbindet auch etwaige streckenspezifische Motorenentwicklungen.
  • Seit 2015 gilt ein angenommenes Durchschnittsgewicht von 80 Kilogramm pro Fahrer in voller Rennmontur. Geringeres Fahrergewicht muss mit Ballast ausgeglichen werden. Zwar haben leichtere Fahrer noch immer einen Vorteil, aber mit dieser Regelung soll der Bevorzugung von besonders leichten Fahrern und damit eventuellen Hungerkuren der Sportler entgegengewirkt werden.
  • Trotz der engen Cockpits der geschlossenen LMP1-Rennwagen müssen die Fahrer nachweisen, dass sie das Auto in voller Rennmontur binnen sieben Sekunden durch die Fahrertür und binnen neun Sekunden durch die Beifahrertür verlassen können. Ebenfalls zum Schutz der Piloten wird die Cockpittemperatur konstant überwacht.
  • Testtage für die LMP1 sind wie folgt limitiert: An maximal sieben Tagen pro Kalenderjahr darf ein Team abgeschottet testen. An weiteren zehn Tagen darf mit 30-tägiger Ankündigung “offen” getestet werden. Das größte Kontingent der Testtage – weitere 23 – muss mit 90 Tagen Vorlauf angemeldet werden und ebenfalls Wettbewerber zulassen. Als ein Testtag gelten bei Tag maximal neun Stunden Fahrzeit mit einem Auto. Nur bei Ausdauertests darf ausnahmsweise 24 Stunden durchgefahren werden. Wird mit zwei Fahrzeugen getestet, zählt der Tag doppelt. Die offiziellen gemeinsamen Tests (Prolog, Vortest Le Mans und Rookie-Test zum Saisonende) zählen zum Kontingent. Für die gesamte Testarbeit stehen pro Kalenderjahr und Werksteam maximal 1376 Reifen (Slicks und Regenreifen) zur Verfügung. Zusätzlich sind maximal 40 private Funktionstests (Roll-out) erlaubt. Dabei darf kein Auto länger als eine Stunde pro Tag fahren und das ausschließlich auf Transportreifen.
  • Auch Windkanaltests sind detailliert definiert, werden überwacht und sind 2017 auf 800 Stunden begrenzt.
  • Weiterhin ist zur Kostenkontrolle die maximale Anzahl der vor Ort arbeitenden Teammitglieder für die Rennen nach Le Mans auf 65 Personen für ein Zweiwagen-Team begrenzt.
  • Pressekonferenzen: Nach dem Qualifying stehen die beiden Polefahrer jeder Klasse zur Verfügung. Nach dem Rennen nehmen die ersten drei Fahrercrews aus dem Gesamtklassement und die Klassensieger teil.
  • Publikumsfreundlichkeit ist Programm in der WEC: Das Fahrerlager ist mit normalen Eintrittskarten zu zivilen Preisen zugänglich, es gibt ausgiebige Autogrammstunden, und während der Öffnungszeiten der Boxengasse für das Publikum (Pit-Walk) ist es strikt verboten, die Sicht auf die Fahrzeuge in irgendeiner Weise zu behindern. Diesbezüglich wurde das Reglement für 2017 erneut nachgeschärft: Jetzt dürfen sich explizit weder Teammitglieder noch Fahrzeugteile sichtbehindernd vor den Rennwagen aufhalten.
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