Ein Hauseck schneller als alle Anderen

Hans Mezger – der Chefkonstrukteur des Porsche 917

In Rekordzeit entwickeln Chefkonstrukteur Hans Mezger und seine Mitarbeiter 1968 den 917. In seiner Karriere stellt der Wagen einen Höhepunkt dar.

Hans Mezger wird am 18. November 1929 im schwäbischen Ottmarsheim geboren. Nach dem Abitur und einem Maschinenbaustudium an der Universität Stuttgart beginnt er 1956 bei Porsche in der technischen Berechnungsabteilung. Zunächst ist er an der Weiterentwicklung des Carrera-Vierzylindermotors beteiligt. Er entwickelt eine eigene Formel zur Berechnung von Nockenformen. Sie bedeutet eine immense Vereinfachung und Kostenersparnis bei der Nockenfertigung. Anfang der 1960er Jahre ist Hans Mezger auch an der Entstehung des 1,5 Liter-Achtzylindermotors sowie des Fahrwerks für den Formel-1-Rennwagen Porsche 804 beteiligt. Mit ihm gewinnt Dan Gurney 1962 den Großen Preis von Frankreich. Anschließend konstruiert er mit dem Sechszylinder-Boxer für den 911 seinen ersten kompletten Motor.

Unter Ferdinand Piëch wird Hans Mezger 1965 zum Leiter der neu gegründeten Rennsportentwicklungsabteilung ernannt. Von da an entstehen unter seiner Federführung herausragende Rennfahrzeuge und vor allem Rennmotoren, die den Weltruf von Porsche im Motorsport begründen. Ein Höhepunkt ist zweifellos der Zwölfzylinder des Porsche 917.

Bereits bei den 24 Stunden von Le Mans 1969 beweist der noch junge, 580 PS starke Gruppe-4-Sportwagen seine Schlagkraft, liegt souverän in Führung und fällt schließlich doch aus. „Wir waren mit dem 917 ein ganzes Hauseck schneller als die Konkurrenz und der Motor lief wie ein Uhrwerk. Wäre das Getriebegehäuse nicht gerissen, hätten wir überlegen gewonnen“, resümiert Hans Mezger. Im Jahr darauf, 1970, beschert der weiterentwickelte 917 der Firma Porsche schließlich den langersehnten ersten Gesamtsieg in Le Mans.

Für die CanAm-Serie wird der Zwölfzylindermotor 1971 mit einer völlig neuen Turbo-Technologie mit Wastegates ausgerüstet, glänzt dadurch mit gutem Ansprechverhalten und leistet später bis zu 1.200 PS. Bereits 1974 hält die Technik in der Serie Einzug – im 911 Turbo.

Neben vielen weiteren erfolgreichen Rennsportentwicklungen widmet sich Hans Mezger Anfang der 1980er Jahre einem besonderen Kundenauftrag: Für den britischen Rennstall McLaren konstruiert er den „TAG-Turbo made by Porsche“. Einen Formel-1-Motor, der aus nur 1,5-Liter Hubraum bis zu 1.000 PS Leistung entwickelt. Von 1984 bis 1986 dominiert das V6-Triebwerk die Königsklasse des Rennsports und erzielt drei Formel-1-Fahrerweltmeisterschaften in Folge.

Nach 37 Jahren bei Porsche geht Hans Mezger Ende 1993 in den Ruhestand. Der Marke und dem Hause Porsche bleibt er jedoch bis heute eng verbunden. Nach wie vor besitzt er seinen Porsche 911 Carrera 3.0 aus dem Jahr 1977. Sein enormes Fachwissen ist auch heute bei Journalisten und Buchautoren geschätzt und gefragt.

nächster Artikel
Porsche 917 – Designstudie
vorheriger Artikel
Porsche 917 – Taktgeber der Turbo-Technik