Die 1950er Jahre

+1950

Mit dem Umzug in die württembergische Landeshauptstadt erlischt die österreichische „Porsche Konstruktionen GmbH“ und das Unternehmen firmiert wieder unter dem Namen „Dr. Ing. h.c. F. Porsche KG“.

Ab März werden in Stuttgart-Zuffenhausen die ersten Porsche-Sportwagen produziert und zu einem Preis von 10.200 DM für das Coupé angeboten. Der erste deutsche Porsche-Händler wird der Frankfurter Walter Glöckler.

Unter Nutzung der Kapazitäten der Karosseriefabrik Reutter werden bis zum Jahresende 369 Porsche-Sportwagen gebaut. Zuvor waren zwischen 1948 und 1950 im Gmünder Werk – neben der „Nr.1“ – 52 Fahrzeuge des Porsche Typ 356 mit Leichtmetallkarosserie entstanden.

Auf Vermittlung des Schweizer Journalisten Max Troesch kommt es im Oktober auf dem Pariser Automobilsalon zu einer entscheidenden Begegnung zwischen Professor Ferdinand Porsche und dem amerikanischen Automobilimporteur Maximilian E. Hoffman. Als Repräsentant verschiedener europäischer Automobilmarken verfügt Hoffman an der amerikanischen Ostküste über ein eigenes Händlernetz und präsentiert den Porsche 356 noch im selben Jahr in New York.

+1951

Der Firmengründer und Automobilkonstrukteur Prof. Dr. h.c. Ferdinand Porsche stirbt am 30. Januar im Alter von 75 Jahren.

Auf dem Genfer Automobilsalon wird am 14. März eine offizielle Vereinbarung der Porsche KG mit der AMAG über den Export von Porsche-Sportwagen in die Schweiz getroffen und diese am 5. April durch einen Generalvertretungsvertrag ergänzt.

Zunehmend gewinnt der Motorsport an Bedeutung für den jungen Automobilhersteller Porsche. Nach einem Erfolg bei der Internationalen Alpenfahrt durch Otto Mathé im Vorjahr macht Porsche im Juni durch einen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans international auf sich aufmerksam. Auf einem Porsche 356 SL Leichtmetall-Coupé gewinnt der französische Porsche-Importeur und Generalvertreter Auguste Veuillet zusammen mit Edmond Mouche die 1,1-Liter-Wertung. Als ebenfalls viel beachtet gilt der im August erzielte Klassensieg des Teams Paul von Guilleaume/Graf von der Mühle bei der Fernfahrt Lüttich-Rom-Lüttich.

Mit insgesamt 1364 produzierten Fahrzeugen der Baureihe 356 ist das Jahr 1951 für die Porsche KG höchst erfolgreich. Zum Jahresende steigt die Zahl der Porsche-Belegschaft auf 214 Mitarbeiter an, der Umsatz beträgt mehr als 11 Millionen DM. Für das Folgejahr wird das Fahrzeugangebot neben dem Coupé und Cabriolet um den leichten 356 America Roadster erweitert.

+1952

Zum Jahresbeginn erscheint erstmals das Porsche-Kundenmagazin Christophorus, die „Zeitschrift für die Freunde des Hauses Porsche“.

Als erster offizieller Zusammenschluss von privaten Porsche-Fahrern wird im Mai der später in Porsche Club Westfalen umbenannte Porsche Club Hohensyburg gegründet.

Im Juni erhält die Porsche KG einen Entwicklungsauftrag des amerikanischen Automobilherstellers Studebaker.

Der Porsche 356 stellt seine Zuverlässigkeit bei zahlreichen Rennveranstaltungen unter Beweis und gewinnt die Deutsche Sportwagenmeisterschaft. Beim Internationalen Eifelrennen auf dem Nürburgring siegt auf Anhieb ein privater Glöckler-Porsche, bei den 24 Stunden von Le Mans stellen Veuillet/Mouche einen neuen Klassenrekord auf. Die Langstreckenrallye Lüttich-Rom-Lüttich wird ebenfalls von Porsche dominiert

Im November wird die Automobilproduktion in der nahe der Firma Reutter gelegenen neuen Haupthalle des Werks 2 aufgenommen. Zum Jahresende erfolgt der Einzug der Geschäftsleitung samt Konstruktions- und Verkaufsabteilung.

+1953

Nach erfolgreichen Prüfstandsläufen wird der von Porsche-Ingenieur Ernst Fuhrmann konstruierte Viernockenwellenmotor (Typ 547) auf dem Pariser Automobilsalon erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Neben dem Rennsportfahrzeug Porsche Typ 550 wird der „Fuhrmann-Motor“ auch in den späteren Carrera-Versionen des 356 zum Einsatz kommen.

An der XX. Mille Miglia beteiligen sich im April 1953 insgesamt 18 Porsche-Sportwagen aus sechs Ländern, die allesamt nach 1600 Kilometern das Ziel in Brescia erreichen und dabei sowohl in der 1300er- wie auch 1500er-Hubraumklasse siegen.

In Le Mans gehen erstmals zwei Porsche Typ 550 mit den Fahrerteams Helm Glöckler und Hans Herrmann sowie Richard von Frankenberg und Paul Frère an den Start. Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 138,8 km/h holt der mit geschlossenem Aufbau versehene Rennwagen die ersten beiden Plätze der 1,5-Liter-Hubraumklasse.

Einen krönenden Abschluss des Porsche-Rennsportjahres besiegeln die Titelgewinne der Deutschen Sportwagenmeisterschaft durch Richard Trenkel in der 1100er Klasse und Hans Herrmann in der 1500er Klasse.

Im Dezember beginnt die Entwicklung des Typ 597 „Jagdwagen“, der im Zuge einer Bundeswehr-Ausschreibung als schwimmfähiges Allradfahrzeug konstruiert wird.

+1954

In aller Welt nehmen Porsche-Enthusiasten 1954 an Rennsportveranstaltungen teil und machen die Marke Porsche mit 206 Rallye- und 214 Rennerfolgen zu einem Synonym für Sportlichkeit. Bei der schwedischen „Rallye zur Mitternachtssonne“ gewinnt Carl-Gunnar Hammarlund auf einem Typ 356 das Gesamtklassement. Beim 12-Stunden-Rennen von Reims erringen Helmut Polensky und Richard von Frankenberg sowie Auguste Veuillet und Jacky Olivier auf ihren Porsche Typ 550 Spyder die ersten beiden Klassen-Ränge. Neben einem Vierfachsieg auf dem Nürburgring wird erneut die Rallye Lüttich-Rom-Lüttich zu einem Porsche-Festival, als sich neben dem Gesamtsieger unter den ersten elf Fahrzeugen sechs aus dem Hause Porsche befinden. Weitere Höhepunkte bilden der Deutsche Sportwagenmeistertitel von Hans Herrmann, der Gewinn der Sportwagen-Kategorie bei der Tour de France (Storez/Linge) sowie die Klassensiege bei der Mille Miglia (Herrmann/Linge) und bei der Carrera Panamericana (Herrmann).

Obwohl die Erprobung des Porsche Typ 597 durch die Bundeswehr erfolgreich verläuft, entscheidet sich eine Regierungskommission am Jahresende gegen den Allrad-Geländewagen aus Zuffenhausen. Da das Porsche-Werk mit der Sportwagenproduktion ausgelastet ist, entschließt man sich letztendlich gegen eine zivile Version des Typ 597 und so bleibt es bei einer Vorserie von 71 Einheiten des Porsche „Jagdwagen“.

Mit annähernd 500 Mitarbeitern produziert die Porsche KG insgesamt 1853 Fahrzeuge. Darunter ab September auch erstmalig 15 Sportwagen des Typ 356 Speedster, einer eigens für den US-amerikanischen Markt konzipierten Leichtbauversion, die dort mit einem Grundpreis von rund 3000 US-Dollar zum Verkaufserfolg wird.

+1955

Bei der Mille Miglia erreichen die drei angetretenen Porsche vom Typ 550 Spyder allesamt das Ziel und belegen die Klassenplätze Eins, Drei und Vier. Bei der über den Polarkreis führenden Schweden-Rallye belegen Sportwagen vom Typ 356 die ersten vier Ränge des Gesamtklassements. Auf der Rundstrecke brilliert Porsche unter anderem mit einem weiteren Le-Mans-Klassensieg sowie mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft in der 1500er-Sportwagenklasse durch Richard von Frankenberg.

Auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt a. M. wird im September der mit der neuen 1,6-Liter-Motorenreihe ausgerüstete Porsche 356 A ausgestellt. Äußerlich ist die technisch verbesserte A-Serie an der gewölbten Panorama-Windschutzscheibe zu erkennen. Als Spitzenmodell ist der Porsche 356 A 1500 GS Carrera mit einem 100 PS starken Renntriebwerk erhältlich.

Der Export spielt für die Porsche KG eine zunehmend größere Rolle und 1955 wird mit 1514 nach Nordamerika exportierten Sportwagen annähernd die Hälfte der Jahresproduktion nach Übersee verkauft.

Unzufriedenheit über den Kundenservice der „Hoffman Motor Car Company“ führt schließlich zur Entsendung des Porsche-Mitarbeiters Otto Erich Filius, der im Oktober in New York das erste eigene Porsche-Büro einrichtet und mit der „Porsche of America Corporation“ (POAC) ein unabhängiges Vertriebsnetz aufbaut.

+1956

In Friedrichshafen am Bodensee wird am 1. Januar die in den Mannesmann-Konzern eingegliederte „Porsche-Diesel-Motorenbau GmbH Friedrichshafen a.B.“ gegründet. Im Herbst des gleichen Jahres wird in Manzell die Produktion der nun als Porsche-Diesel bezeichneten Schlepper und Stationärmotoren weitergeführt.

Das am 27. Mai ausgetragene 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring wird zu einem weiteren Porsche-Triumph, als die Fahrerteams Maglioli/von Trips und Herrmann/von Frankenberg mit dem Typ 550 A Spyder einen Doppelsieg in der 1,5-Liter-Rennsportklasse einfahren.

Bei der Targa Florio fährt Umberto Maglioli am 10. Juni auf einem Porsche Typ 550 A Spyder als Gesamtsieger über die Ziellinie. Die 24 Stunden von Le Mans enden für Porsche am 29. Juli zum sechsten Mal in Folge mit einem Klassensieg.

Mit den Coupés, Cabriolets und Speedstern der Modellreihe 356 A erzielt Porsche im Geschäftsjahr 1956 einen neuen Verkaufsrekord. Von den in fünf verschiedenen Motorisierungen erhältlichen Sportwagen verlassen 4269 Einheiten das Zuffenhausener Werksgelände – mehr als 75 Prozent davon werden exportiert.

+1957

Den amerikanischen Privatfahrern Bunker/Wallace und Kunstle/Miles gelingt es auf Porsche 550 A Spyder bei dem zur Sportwagen-Weltmeisterschaft zählenden 12-Stunden-Rennen von Sebring einen Doppelsieg in der Klasse bis 1500 ccm einzufahren.

Ein Porsche-Werkswagen vom Typ 550 A Spyder rollt im Mai bei der letzten Mille Miglia an den Start und holt mit Umberto Maglioli den Klassensieg und den fünften Platz im Gesamtklassement. In der GT-Klasse bis 1600 ccm fahren Paul Ernst Strähle und Herbert Linge auf Strähles Porsche 356 A Carrera GT den Gewinn ein.

Nach einem Vierfachsieg beim 1000-Kilometer-Rennen auf dem Nürburgring und dem Klassengewinn der Privatfahrer Hugus/de Beaufort bei den 24 Stunden von Le Mans begibt sich Porsche am 4. August beim Nürburgring Grand Prix erstmals in der Formel 2 an den Start. Sieger des Rennens wird Edgar Barth mit dem Porsche Typ 550 A Spyder.

Im Oktober wird das neue Porsche-Diesel Verkaufsprogramm vorgestellt, das die Schlepper-Grundtypen Junior, Standard, Super und Master beinhaltet und dabei ein Leistungsspektrum von 14 PS bis zu 50 PS Leistung umfasst.

+1958

Für den Vertrieb der Zuffenhausener Automobile sorgen inzwischen 142 deutsche Porsche-Händler sowie weitere 128 Vertriebspartner im europäischen Ausland.

Der vom Heilbronner Karosserie-Spezialisten Drauz bestückte 356 A Convertible D ersetzt im August den Porsche 356 A Speedster.

Beim 1000-Kilometer-Rennen von Buenos Aires fahren am 26. Januar die Rennfahrer Stirling Moss und Jean Behra auf dem Porsche Typ 550 A Spyder hinter zwei 3-Liter-Ferrari auf den dritten Rang und siegen überlegen in der 2-Liter-Sportwagenklasse.

In der Formel 2 bezwingt der Franzose Jean Behra in Reims auf dem eigentlich für die Sportwagenklasse konzipierten Porsche Typ 718 RSK die Weltelite dieser Rennkategorie. Weitere Erfolge veranlassen schließlich Firmenchef Ferry Porsche, der Entwicklung eines neuen Formel 2-Monoposto zuzustimmen.

Neben den Titeln als Deutscher Meister in der Sportwagenklasse (Jean Behra) und als Europameister in der Bergwertung (Wolfgang Graf Berghe von Trips) sichert sich Porsche 1958 die Vize-Weltmeisterschaft in der Sportwagen-Markenwertung.

+1959

Mit der Typenreihe 356 B präsentiert Porsche im September auf der Frankfurter IAA eine völlig überarbeitete Version des 356. Eine Roadster-Variante ersetzt das Convertible D und rundet das Verkaufsprogramm preislich nach unten ab.

Während der Deutschen Industrie-Messe in Hannover zeigt Porsche ein komplettes Flugmotoren-Programm. Die Leistungspalette reicht vom 65 PS starken Typ 678/1 bis hin zum 75 PS Startleistung liefernden Typ 678/4.

Beim 12-Stunden-Rennen von Sebring belegen die Porsche Typ 718 RSK im Gesamtklassement die Plätze Drei, Vier und Fünf und entscheiden die 1,5- und 2-Liter-Hubraumklassen für sich. Ebenso überlegen folgen der Sieg beim Großen Bergpreis von Deutschland sowie der Klassengewinn bei Tourist Trophy. Die Rallye Lüttich-Jugoslawien-Lüttich wird dank Paul Ernst Strähle zu einem weiteren Sieg der Marke Porsche. Weiterhin kann die Erfolgsbilanz um den Deutschen Sportwagenmeistertitel von Heini Walter sowie um die Europa-Bergmeisterschaft von Edgar Barth ergänzt werden.

Gegen Jahresende übergibt Maximilian E. Hoffman – mit Ausnahme der amerikanischen Ostküste – die Werksvertretung an die „Porsche of America Corporation“ (POAC), die sich fortan im Auftrag der Porsche KG in den Vereinigten Staaten alleine für Verkauf, Service und Marketing verantwortlich zeigt.

Im Dezember beginnt das Design-Team um Ferry Porsches Sohn Ferdinand Alexander (F. A.) Porsche mit der Arbeit am Projekt 754 („T 7“).