Anke Huber

Sportliche Leiterin

„Angie hat wieder richtig Freude am Tennis“

Der Porsche Tennis Grand Prix präsentiert seinen Zuschauern Jahr für Jahr die besten Tennisspielerinnen der Welt. Für Anke Huber, die Sportliche Leiterin, ist das keine Selbstverständlichkeit. „Wir sind natürlich glücklich darüber, dass jedes Jahr so viele gute Spielerinnen zu uns kommen“, sagt sie. „Wir tun aber auch alles, damit sie sich bei uns wohl fühlen und versuchen, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen.“

Vor der 41. Auflage des Stuttgarter Traditionsturniers in der Porsche-Arena sagt sie über…

… den tollen Saisonstart von Angelique Kerber und Julia Görges und ihren Sprung in die Top 10:

„Mit Siegen in eine Saison zu starten ist natürlich die beste Voraussetzung für ein erfolgreiches Jahr. Da weiß man als Spielerin, dass man über den Winter gut gearbeitet hat, ist voll motiviert und stellt sich auch den schwierigsten Aufgaben voller Selbstvertrauen. Dass mit Angie und Jule nach den Australian Open erstmals seit 244 Monaten wieder zwei Deutsche in den Top 10 standen, ist eine tolle Sache und auch für die jungen Spielerinnen, vor allem auch aus dem Porsche Talent Team Deutschland, ein großer Ansporn.“

… die Gründe für das starke Comeback von Angelique Kerber nach vielen Rückschlägen 2017:

„Ich denke, dass sie wieder richtig Freude am Tennis hat. Dazu ist scheinbar auch der Ehrgeiz zurückgekehrt und der Biss, der ihr aus meiner Sicht 2017 gelegentlich gefehlt hat. Da wirkte sie auf mich manchmal ein bisschen satt nach all den Erfolgen, irgendwie schien ihr alles zu viel zu sein. Als nach den vielen Rückschlägen dann dieser ganz große Druck weg war, dem man als zweifache Grand-Slam-Siegerin ausgesetzt ist, ob man das will oder nicht, ging es plötzlich wieder aufwärts. Dass sie mit ihrem neuen Coach so schnell und so stark zurückgekommen ist, war für mich trotz allem schon etwas überraschend. Ich freue mich natürlich riesig, dass sie wieder gutes Tennis spielt, auch wenn sie zwischendurch mal verliert. Sie kann nicht jedes Turnier gewinnen. Aber man sieht, dass sie im Kopf wieder frei und voll da ist.“

… die erstaunliche Leistungssteigerung von Julia Görges:

„Jule hat es wirklich verdient, dass es bei ihr jetzt wieder so gut läuft. Sie hat unglaublich hart an ihrem Spiel gearbeitet, hat Mut bewiesen und vieles in ihrem Umfeld geändert. Das hat sich ausgezahlt, nicht zuletzt bei ihrem Gewinn der WTA Elite Trophy. Sie hat sich mit ihrem Sieg in Moskau in letzter Sekunde für dieses Saisonfinale qualifiziert, und wie sie danach fokussiert geblieben ist nach der langen Saison und in China den bisher größten Erfolg ihrer Karriere geholt hat, das war schon stark. Ich bin sehr froh und freue mich für sie, dass es so gekommen ist. Natürlich wird es auch wieder Rückschläge geben. Doch ich traue ihr zu, sich zusammen mit Angie 2018 in den Top 10 zu etablieren.“

… das Starterfeld des Porsche Tennis Grand Prix 2018 mit zahlreichen Top-10-Stars:

 „In diesem Jahr spielen bei uns mit Simona Halep die aktuelle Nummer 1, dazu mit Jelena Ostapenko, Garbine Muguruza und Sloane Stephens drei amtierende Grand-Slam-Siegerinnen – viel mehr können wir uns nicht wünschen. Das Starterfeld ist nochmal einen Tick besser als im vergangenen Jahr. Dass gleich fünf Deutsche garantiert im Hauptfeld stehen, neben Angie Kerber, Jule Görges und Laura Siegemund auch noch zwei Spielerinnen, die vom DTB eine Wildcard erhalten, kommt noch dazu. Wir sind natürlich glücklich darüber, dass jedes Jahr so viele gute Spielerinnen zu uns kommen. Wir tun aber auch alles, damit sie sich bei uns wohl fühlen und versuchen, ihnen jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass wir unseren Zuschauern regelmäßig solche Weltklassefelder präsentieren können. Was uns vor allem freut ist, dass viele Spielerinnen schon sehr früh zugesagt haben. Das zeigt uns, dass sie gerne zu uns kommen und Stuttgart inzwischen ein Fixpunkt in ihrer Saisonplanung ist. Wegen des hochkarätigen Starterfeldes mit 15 Spielerinnen aus den Top 20 wird es bereits in den ersten Runden hochkarätige Matches geben. Unsere Zuschauer können sich freuen.“

… die Spielerinnen, auf die sie sich ganz besonders freut:

„Es ist immer schön, wenn Spielerinnen zu uns kommen, die bisher noch nie da waren. In diesem Jahr sind es mit Sloane Stephens und Madison Keys nach langer Zeit mal wieder gleich zwei Top-Spielerinnen aus den USA, die zum ersten Mal bei uns aufschlagen. Die Finalistinnen der letzten US Open am Start zu haben, ist ein Gewinn für jedes Turnier.“

 … ihre Favoritinnen auf den Turniersieg:

„Wenn ich mit meinen Voraussagen ein glückliches Händchen hätte, würde ich Lotto spielen. Doch im Ernst: Bei so einem hochklassigen Starterfeld haben naturgemäß viele Spielerinnen eine echte Chance auf den Sieg, angefangen bei der Nummer 1 Simona Halep über die Wimbledonsiegerin Garbine Muguruza bis hin zu Elina Svitolina, die sich wirklich prächtig entwickelt hat und der ich in diesem Jahr sogar einen Grand-Slam-Sieg zutraue. Dazu kommt Jelena Ostapenko, die sich im Vorjahr bei uns für die Sandplatzsaison warmgespielt und kurz darauf die French Open gewonnen hat. Doch wer sagt, dass wir nicht eine Siegerin haben werden, die in Stuttgart schon mal gewonnen hat, Angie Kerber zum Beispiel oder Julia Görges? Kristina Mladenovic hat als Vorjahresfinalistin noch eine Rechnung offen. Es ist wirklich alles möglich, das ist das Schöne an unserem Turnier.“

… ihre Aufgaben als Sportliche Leiterin:

„Als Sportliche Leiterin bin ich so etwas wie die Schnittstelle zwischen Turnier, Spielerinnen und WTA. Das ist eine tolle Aufgabe, die ich jetzt schon seit 16 Jahren mit großer Freude ausfülle. Im Laufe der Zeit hat sich im Damentennis vieles verändert. Das betrifft natürlich auch meine Tätigkeit. Alles ist noch professioneller geworden. Die Spielerinnen sind mehr gefordert als früher, müssen zahlreiche zusätzliche Aufgaben neben dem Platz erfüllen, zum Beispiel Pressetermine wahrnehmen oder für die Fans und Sponsoren da sein. Dadurch bin natürlich auch ich stärker gefordert. Trotzdem macht mir dieser Job immer noch sehr viel Spaß.“ 

… ihren Kontakt zu den Spielerinnen und den Umgang mit den Stars:

„Für uns sind alle Spielerinnen wichtig und wir freuen uns über alle, die zu uns kommen. Ob das die Nummer 1 ist oder die Nummer 30. Zu den meisten Spielerinnen habe ich im Laufe der Jahre einen guten persönlichen Kontakt aufgebaut, vor allem zu denen, die regelmäßig in Stuttgart spielen. Jede Spielerin ist vom Typ her anders, das macht es sehr interessant. Dabei sind es nicht immer die sogenannten Stars, die am meisten Aufmerksamkeit benötigen. Ich versuche das Jahr über den Kontakt zu den Spielerinnen zu halten, so gut es geht. So besuche ich zum Beispiel regelmäßig die US Open, bin meistens auch in Paris oder bei den WTA Finals in Singapur. Das ist zwar ein großer zeitlicher Aufwand, zumal ich ja auch noch als Mutter von zwei Kindern gefordert bin. Doch es lohnt sich, wie man auch in diesem Jahr wieder an unserem sensationellen Starterfeld sieht.“

Anke Huber ist seit 2002 Sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix. Die einstige Nummer 4 der WTA-Weltrangliste, geboren am 4. Dezember 1974, gab 1989 ihr Debüt als Tennis-Profi. Das herausragende Match ihrer Karriere war 1995 das Masters-Finale gegen Steffi Graf, das sie knapp verlor. Im Jahr darauf erreichte sie bei den Australian Open ihr einziges Grand-Slam-Finale, musste sich aber der Weltranglistenersten Monica Seles geschlagen geben. Sie gewann insgesamt zwölf WTA-Turniere, das erste 1990 in Schenectady/USA, das letzte in 2000 in Sopot/Polen. Beim Porsche Tennis Grand Prix war sie 1991 (gegen Martina Navratilova) und 1994 (gegen Mary Pierce) erfolgreich. 2005 wurde sie Mutter eines Sohnes, 2006 brachte sie ein Mädchen zur Welt. Anke Huber lebt mit ihrer Familie in Frankenthal.

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Markus Günthardt